Zweimal brennender Paprika, unproduktives Chilli – Raritätenbörse, Botanischer Garten Wien, 11.-13.4.2014

Raritätenbörse, Botanischer Garten Wien, 2014

Eine neue Saison geht auch im Pflanzenverkauf los, und wieder einmal bin ich für Arche Noah als Chilli- und Paprika-Experte tätig. So schon einmal letztes Wochenende auf der Raritäten-Börse im Botanischen Garten Wien.

Wie immer war es ein Erlebnis, mit alten und neuen Erfahrungen.

Raritätenbörse, Botanischer Garten Wien, 2014
Raritätenbörse, Botanischer Garten Wien, 2014 …. am Anfang

Alt und immer wieder gut, gleich vorweg: Die Vielfalt an Personen, die hier immer vorbeikommen, ist fantastisch. Alt und jung, erfahren und grün hinter den Ohren (aber nicht unbedingt der Daumen), modisch und altmodisch. Der Supermarkt und seine standardisierten Produkte mag eine wesentliche Strömung sein, aber das Interesse an alten Sorten und guten Dingen aus eigenem Anbau – sei es nun im Garten oder am Balkonkistchen (oder sogar im Zimmer – es gab recht viele Fragen dazu) – ist durchaus ein grosses.

Meine Favoriten dieses Jahres waren ja einige junge Männer, kräftig gebaut, Vollbart, Schirmkappe und T-Shirts Marke USA… und ein Leiterwägelchen für die Pflanzeneinkäufe. Hipster as hipster can…

Negativfavorit war die Dame, die unbedingt „scharfes Chilli“ und nicht „scharfen Paprika“ wollte, weil nämlich ersteres nur einmal brennt, letzteres aber „zwei Mal“… Ganz egal, dass diese Unterscheidung so keinen Sinn macht, genug scharfes Chilli auch schon mal drei Mal brennt, Reaktionen auf die Schärfe reichlich unterschiedlich ausfallen können – nein, sie wusste das ganz genau und besser, und es wäre ja auch die Verdauung jedes Menschen genau die selbe, meine über 10 Jahre Beschäftigung mit diesen Themen konnten ihrer Überzeugtheit also einfach nicht das Wasser reichen.

In diesem negativen Kontext: Natürlich gab es auch heuer wieder – immer noch – so manche Suche nach „grünem Paprika“ und Enttäuschung über den Mangel daran. Die Fotos, welche die verschiedenen Sorten darstellen, zeigen nämlich so gut wie immer die reifen Früchte, Leute die sich nicht auskennen sehen also nicht den von ihnen gesuchten grünen Paprika, also gibt es wohl keine von diesen allseits bekannten grünen Paprika.

Wenigstens wurde das Thema erst mit fortschreitender Zeit vermehrt angesprochen, also eben wenn jene kommen, die sich nicht so sehr mit der Materie auseinandergesetzt haben.

Noch nie zuvor war mir so aufgefallen – wahrscheinlich lag es ohnehin an meiner kürzlichen Lektüre – wie stark diese Meinungen para-wissenschaftlich geprägt sind: Man hat Erfahrungen, man hat Erlebnisse und Kenntnisse aus dem Alltag – und aus diesen schlussfolgert man dann. Zwar das Falsche, aber das merkt man nicht so leicht (und lässt sich dann auch nicht leicht davon überzeugen, dass es falsch ist).

Gegenbeispiel, und wunderbar für das Thema grünes Chilli (oder grüne scharfe Paprika? 😉 ) passend:

Ein Paar, das ich schon von letztem Jahr kannte, kam auch heuer wieder vorbei. Wieder gleich am ersten Tag, wenn noch die grösste Auswahl und Menge verfügbar ist. Und wieder einzig für Pimientos de Padrón. Davon aber gleich 20 Pflanzen. Wie sie sie auch letztes Jahr hatten, und gezählte – was war es noch einmal? – 2000 Früchte davon ernteten.

Ich gebe zu, ich würde selbst auch eher verschiedene Sorten und nur wenige Pflänzchen kaufen wollen, wenn ich sie auf einem solchen Markt kaufe – wie es die allermeisten auch tun… aber diese Art des Einkaufs und Anbaus macht wesentlich mehr Sinn, wenn man nicht nur einen gewissen Einblick erlangen, sondern einen schönen Ertrag an Essbarem haben will. (Mein eigener Anbau folgt diesem Prinzip mittlerweile.)

Ertrag war, auf gewisse Art und Weise, auch das vielleicht auffälligste Thema dieser Veranstaltung: Noch nie zuvor hatte ich so oft Klagen darüber gehört, dass entweder Chillisamen nicht aufgegangen waren oder gut wachsende Pflanzen keine Früchte getragen hätten. Ferndiagnosen sind natürlich immer schwierig, gelinde gesagt, aber zumindest ist das ein Hinweis darauf, dass so manche weiteren Anleitungen für Samen- und Pflanzenkauf, Aussaat und Anbau wohl doch nach wie vor gut wären. Umso mehr, da einige der angebotenen Sorten an einem Virus litten, dies den allermeisten Kunden allerdings nicht auffiel. (Meist wächst es sich auch heraus und macht keine weiteren grossen Probleme, aber ideal ist es natürlich nicht.)

Die Pflanzen verkauften sich dennoch…

Raritätenbörse, Botanischer Garten Wien, 2014
Raritätenbörse, Botanischer Garten Wien, 2014 … am Ende

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