Wie scharfes Essen in der Pandemie schützt

Chilipfeffer sind so eine feurige Sache, natürlich fragt man sich, ob sie eine Erkältung, vielleicht sogar das Coronavirus, nicht einfach wegbrennen könnten.

Damit würden wir falsch liegen, so beliebt Werbung für Essen und Ergänzungsmittel mit Anspielungen auf „Stärkung des Immunsystems“, damit man Viren und Bakterien effektiv bekämpfen kann, geworden ist.

Mehr Chilli, längeres Leben?

Studien über den Effekt von Chillikonsum auf Gesundheit und Lebenserwartung gab es schon so einige.

Diskussionen über den positiven oder negativen Effekt scharfen Essens machen ohnehin ständig die Runde.

Und einen kleinen besonderen Effekt haben sie gerade jetzt, in der COVID-19-Pandemie, eventuell schon – aber einen anderen, als vielfach erwartet.

Leb‘ länger, vergiss‘ mehr…

Neuere Studien und eine Meta-Analyse jedenfalls haben wahrscheinliche Zusammenhänge zwischen höherem Chillikonsum und geringerer Mortalität, damit also längerer Lebenserwartung, in China wie auch in Italien, festgestellt.

Ein wenig ironisch war allerdings, dass Chillikonsum (in China) mit höherem BMI (Body Mass Index) bei Männern einherging – nicht aber bei Frauen. Und dieselben Ergebnisse wurden auch anders analysiert. In einer Analyse, bei der dann auch herauskam, dass höherer Chillikonsum mit höheren Raten an Altersdemenz einherging.

Das muss man sich mal überlegen – wenn man nicht schon wieder vergessen hat, worum es gerade ging ;-p

Viele Studien haben antibakterielle, antivirale und sonstige antimikrobielle Effekte von Capsaicin gefunden. Diverse Assoziationen mit Krankheiten, gute wie schlechte. Defnitiv ist der Vitamingehalt von Chilli, Paprika und Pfefferoni nicht zu verachten.

Mit diesem letzten Thema kommen wir schon zu einem interessanten Punkt.

Dein Essen, Deine Medizin

Eine Patentlösung gegen eine Krankheit in Form irgendeiner einzelnen Zutat zu suchen ist typischerweise ein schöner Blödsinn. Ja, ja, möge deine Nahrung deine Medizin sein und all das… aber wer wirklich Medizin braucht, soll besser ein Medikament gegen die Krankheit nehmen.

Essen gegen Krankheiten, das funktioniert nicht wie Magie, geschweige denn wie eine Impfung.

Als Teil einer generell gesunden Lebensweise, inklusive einer gesunden Diät, funktioniert es allerdings schon.

Wenn wir zum Thema einer gesunden Diät (i.S.v. Ernährungsweise) kommen, dann hat Chilli durchaus eine Rolle zu spielen. Und vielleicht, wie gesagt, eine spezielle Rolle im Zusammenhang mit der Coronavirus-Pandemie.

Chilli als gute Zutat

Als eine wesentliche Zutat, nicht nur etwas scharfe Sauce, die man über Essen tut, sind Chillipfeffer nämlich ein weiteres Gemüse in Ernährungsweisen, die ohnehin eine gute Balance zwischen Kohlenhydraten, Proteinen und pflanzlicher Ernährung bieten.

Wenn man bloss sein Steak in süsslicher Hot Sauce ersäuft und dazu Chilli-Fritten statt Pellkartoffeln mampft, dann wird das Chili keinen bemerkenswert guten Effekt auf diese problematische Ernährung haben.

Folgt man allerdings solchen Ernährungsweisen wie der italienischen in der oben erwähnten Studie zur Langlebigkeit (mit mehr Chilli), der chinesischen oder indischen oder südostasiatischen oder wohl traditionell mexikanischen, in welchen pflanzliche Lebensmittel die wesentliche Rolle spielen, dann ist das Chilli eben ein weiteres dieser Gemüse.

Und es ist ein spezielles Gemüse, dass dem Essen mehr Attraktivität, mehr Feuer, verleiht. Es bietet eben auch mehr Vitamin C, vielleicht Vitamin A, vielleicht einen speziellen Effekt des Capsaicin.

Das ist aber gar nicht der wesentliche Punkt.

Eine solche Ernährungsweise ist insgesamt gut. Sie ist genussvoll und im Sinne der Nährstoffzufuhr gut.

Dann noch eine Lebensführung, bei der man nicht nur den ganzen Tag herumsitzt, und die Effekte werden noch bessere sein.

Besonderes des Chilli

Das scharfe Chilli spielt allerdings noch eine besonderere Rolle.

Chilli spüren, wenn man wegen COVID nichts schmeckt?

Zum einen gibt es, in einer direkteren Verbindung zu den Effekten einer SARS-CoV-2-Infektion, den Zusammenhang mit Geruchs- und Geschmackssinn.

Nein, ich meine nicht die alte, blöde Geschichte, wonach man beim scharfen Essen nichts anderes mehr schmecken kann. Das ist biologisch nicht (ganz) richtig. Selbst wenn, wäre es doch ein Missverständnis dessen, worum es bei scharfen Speisen geht.

Scharfes Essen ist allerdings traditionell sehr aromenreiches, geschmacksintensives Essen.

Bei so vielem „westlichem“, europäisch beeinflusstem, industrialisiertem Essen findet man so wenig Geschmack, man könnte einen Verlust des Geschmackssinns kaum feststellen. Mit geschmacksintensivem scharfem Essen bemerkt man das ganz sicher.

Infektionen, die einen Verlust des Geruchs- und Geschmackssinns hervorrufen – wie eben COVID-19 – haben noch dazu den Nebeneffekt, Essen weniger anregend zu machen. Sie machen damit das ganze Leben etwas, tja, fade.

Das Interesse an diesem Thema ist, verständlicherweise, gestiegen.

Die mögliche Rolle von scharfem Essen in diesem Kontext sollte stärker betrachtet werden. Können Menschen mit Riech- und Geschmackssinnverlust wenigstens noch Schärfe bemerken? Geht das auch verloren? Bleibt es, hilft das dann mit dem Appetit?

Scharfes Essen für gute Laune

Selbst wenn man eine COVID-19-Infektion vermeidet, kann einen die aktuelle Situation ganz schön herunterziehen.

Der eigenen Ernährung mehr Chilli hinzuzufügen kann in diesem Zusammenhang durchaus eine geradezu magische Kraft ausüben.

Bei Speisen, die einen zum Schwitzen bringen, die den Mund brennen lassen und die Augen zu Tränen rühren, da wird man auf die eigene Körperlichkeit zurückgeworfen.

Man wird daran erinnert, dass man ein lebendiges und fühlendes Wesen ist.

Im besten Fall erzeugen die Opiate, deren Produktion das „Brennen“ veranlasst, einfach Glücksgefühle.

Im schlimmsten Fall wird man sich so anfühlen, als würde man verbrennen – und man hat wenigstens einmal wieder andere, unmittelbare, Sorgen, nicht nur diese allgemein ungute Gesamtsituation, gegen die man ohnehin nur so wenig machen kann.

Dementsprechend: Schützt euch – und esst scharf!

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