Von Kakao und Schokolade: Ruby, Blonde… und Echt

Schokolade könnte leicht der missverstandendste „demokratisierte Luxus“ sein. Einige neuere Innovation in diesem Markt, nicht zuletzt der „Ruby Cacao“, ist interessant, aber deutet in diese Richtung.

„Blonde“ Schokolade

Valrhona hatte, vor einiger Zeit, ihre neue Art Schokolade in der Form der „blonden“ Schokolade, die sie „Dulcey“ genannt haben, eingeführt.

Dies ist im Wesentlichen – und auch darin, wie diese Schokolade deklariert wird – eine weisse Schokolade.

Sie ist aber nicht ganz das, sondern karamelisiert und damit etwas dünkler – eben „Blonde“ – und von tieferem Geschmack.

Hier jedenfalls sagt auch die Beschreibung von Valrhona, dass sie aus einem Versehen entstanden wäre, als ein Schokolademacher eine weisse Schokolade zu lange im Wasserbad vergessen hatte, gefolgt von Jahren der weiteren Entwicklung.

Das Marketing beschreibt sie natürlich als speziell, wie Marketing das zu tun hat, aber übertreibt es nicht.

„Ruby“ Cocoa

Die Geschichte rund um die „Ruby cocoa bean“ und Ruby Schokolade ist eine etwas andere.

Ihr Erfinder und Produzent, Barry Callebaut (ein Unternehmen, dass ein wesentlicher Spieler am Markt für Produkte aus Kakao ist) hat ihre Ruby-Schokolade als den „vierten Typus Schokolade“ nach dunkler/bitterer, Milch- und weisser angepriesen.

Das wäre alles ganz okay; sollen sie doch.

Sie beschreiben sie allerdings als produziert aus der „Ruby cocoa bean“, auf eine Art die es so klingen lässt, als hätten sie eine neue Variante an Kakao entdeckt oder gezüchtet.

Varianten von Kakao

Kakao gibt es aber nur in drei verschiedenen Varianten, Criollo, Forastero und Trinitario. Oder so jedenfalls wird das immer noch gerne erzählt, auch wenn wohl eigentlich ein neues System der Klassifikation notwendig wäre, da die tatsächliche Vielfalt eine etwas andere ist.

„Ruby“ scheint allerdings nicht von einer speziellen Varietät zu kommen.

Vielmehr ist es ein spezieller Herstellungsprozesss ohne die Fermentation, die dem Kakao erst eine Schokoladennote (und dunkelbraune Färbung) verleiht, der hier wohl eingesetzt wird.

https://thechocolatejournalist.com/ruby-chocolate/

Die Farbe ist jedenfalls eine spezielle, und auch der Geschmack ist interessant, zumindest darin, wie anders als (andere) Schokolade er ist. Statt der holzigen Noten einer guten dunklen oder der Buttrigkeit weisser Schokolade erhält man von Ruby blumige, etwas saure beerenartige Aromen – wenn man diese so beschreiben will.

Ruby KitKat
Ruby KitKat

Ruby KitKat

The Guardian liess das Ruby KitKat, das erste weithin erhältliche Produkt, in dem die Ruby Verwendung fand, nämlich geschmackstesten – und das Fazit insgesamt war nicht gerade freundlich

Fazer Pure Ruby

Die finnische Firma Fazer hat auch eine Fazer Pure Ruby in einer Limited Edition aufgelegt…  und stets nur zu schnell ausverkauft.

Für Fotos mit „Millennial Pink“, die auf Instagram wohl gut Wirkung entfalten, hat diese neue Art von Schokolade jedenfalls sicherlich gereicht…

Ruby Baci
Ruby Baci

Baci Ruby Limited Edition

Durch puren Zufall war ich in Italien auch auf eine Limited Edition der klassisch italienischen Baci von Perugina gestossen, welche ‚mit natürlichen Ruby-Kakaobohnen gemacht‘ waren.

Für deren Thema von Liebe und Küssen passt das Pink. Für die Haselnussfüllung allerdings eher weniger

Das Problem

Mein Problem mit dem allem – auf das The Chocolate Journalist in ihrer grossartigen Diskussion der Ruby Chocolate auch eingeht – ist, dass das alles mit folgendem Problem absolut nichts nützt:

Es gibt eine Menge feiner und vielfältiger Kakaos zu entdecken. Diese werden in diversen Tafeln, oft mit Sorge um die Produzenten/Anbauer und die Umwelt, hergestellt.

Um diese zu entdecken müssen wir allerdings willens sein, uns nicht von Oberflächlichkeiten blenden zu lassen, sondern uns näher mit dem Produkt und mit dem Genuss beschäftigen.

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