Angenehmes Jalapeño-Aroma, Dummer Markt?

Jalapeño

Freuen sollte ich mich.

Endlich einmal ist es ein Chilliaroma, das (zumindest in den USA) beliebt ist, nicht einfach nur „der Chilipfeffer“ oder „scharfes Essen“ im allgemeinen.

Keine grosse Überraschung.

Die USA mögen der Welt viel an Junk Food, das nur dank Aromastoffen einen Geschmack vorgaukelt, angetan haben, aber sie haben dank New Mexico und dem Anaheim Chilli (und anderen Sorten, und der Nähe zu Mexiko) doch auch eine Tradition mit bestimmten Chillitypen.

Das Marketing, z.B. für den geräucherten Chipotle, hat dann noch das seine dazu getan. Wobei Chipotle eigentlich nicht geräuchert wird, vielmehr bezeichnet man einen geräucherten Jalapeño – und um den geht es hier – als Chipotle.

"Taco Sauce" - natürlich mit Jalapeño
„Taco Sauce“ – natürlich mit Jalapeño

Jalapeños sind, dank ihrer nicht zu hohen Schärfe, ihrer Fleischigkeit und ihres typischen Aromas, zu einem weithin zu findenden Chilli geworden.

Man muss nur in den nächsten Supermarkt gehen, selbst hier in Europa, und solange es ein Regal mit „mexikanischen“ Produkten gibt, findet sich ein Glas oder eine Dose mit Jalapeño. Selbst wenn nur von „Chilli“ die Rede ist, so werden es doch Jalapeños sein.
„Mexikanische“ Sauce oder Salsa (eigentlich ziemlich das selbe)? Mit Jalapeños.

Warum ich aber jetzt darüber schreibe?

Nun, gerade erst hatte ich den Noch-Unentschiedenen beim Pflanzenverkauf zum Jalapeño als guter Einstiegssorte (eigentlich schon wieder ein Fruchttyp, keine Sorte) geraten, eben weil sie ein schönes Aroma und eine wunderbare, gehobene aber nicht übertriebene Schärfe haben.
Noch dazu mögen die meisten, die keine zu hohe Schärfe haben wollen, keine dünnwandigen Chillis, die hauptsächlich Schärfe liefern – gleich noch ein Punkt für den Jalapeño.

Aber, ja, kaum habe ich das gepriesen, da stolpere ich über Berichte, wonach nicht nur das Jalapeñoaroma in den USA inzwischen sehr beliebt ist, sondern auch eine höhere Schärfe, als Jalapeño sie bietet.

Und, typisch moderner Konsument: Gewollt wird nun beides, die höhere Schärfe, aber bitte mit dem vertrauten Aroma.

Was ich davon halten soll, das weiss ich nicht so recht.

Einerseits ist es ganz natürlich, dass Pflanzenzüchtung mit den Vorlieben der Esser Hand-in-Hand geht.

Wir haben durch Züchtung die Äpfel süsser gemacht, die Brassicaceen weniger bitter, die Tomaten einen fünften Aggregatzustand des Wassers (rund, rot, fest und geschmacklos)… Der Paprika kommt, jedenfalls einer Ursprungsgeschichte nach, aus einer ebensolchen Zucht für den mitteleuropäischen Geschmack, der weniger (bzw. keine) Schärfe wollte, weswegen es den ungarischen Züchtern auffiel, als sie eine passende Variante grösserer und unscharfer ‚Chilli‘ auf ihren Feldern fanden. Und so weiter.

Jalapeño
Jalapeño

Wie gesagt, so ist es ganz natürlich, dass auch moderne Züchter das bieten wollen, was der Markt will.

Wenn das Jalapeños mit dem vertrauten Aroma und höherer Schärfe sind, dann soll es eben das sein. (Noch dazu ist Jalapeño eigentlich auch schon wieder ein Fruchttyp, der einige Sorten umfasst; eine gewisse Vielfalt gibt es also ohnehin schon – auch schon schärfere Sorten.)

Andererseits kann ich mich des Gefühls nicht erwehren, dass „der Markt“ hier mal wieder etwas dumm ist.

Es gibt eine so grosse Vielzahl an Chilli, viele davon mit der gewünschten höheren Schärfe, und auch so manche mit interessanten Aromen und verschiedenen Schärfeprofilen… Ich verstehe nicht, wieso man sich also an ein schon bekanntes Aroma anklammern und eine höhere Schärfe mit diesem selben Aroma verlangen sollte, wenn es noch so viel zu entdecken gäbe.

Wieso nicht den Jalapeño die wunderbare Einstiegs-Chilli in die Welt der Chilli-Aromen und Schärfen bleiben lassen, die er ist, und für höhere Schärfe andere Sorten ausprobieren?

Die beiden Ansätze schliessen sich glücklicherweise gar nicht aus – aber ein probierfreudigerer Gaumen, der nach den Jalapeños auch anderes, was sich noch so alles finden liesse, ausprobiert, der wäre schon schärfstens empfohlen!

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