Eiscreme, würzig? Und in China? Mag ungewöhnlich klingen, ist aber nicht nur „dunkle Küche“.
Mit Sichuanpfeffer findet sich sogar richtig gutes Gelato!
Eiscreme alleine ist schon ein seltsames China-Thema – und dann noch, beeinflusst von lokalen Geschmäckern, in würzigen Aromen, mit Chilicrisp-ähnlichem Hongyou und mit Sichuanpfeffer…

Chongqing macht auf scharf!
In Chongqing fand ich ein einfaches Soft Serve-Eis mit noch weiteren der typisch würzigen Geschmäcker: in den kioskartigen Läden dort angeboten wurde es mit Hongyou, mit Sichuanpfeffer oder mit Wasabi.
Das war ein Angebot, das doch mal versucht werden musste.

Wasabi
Wobei, Wasabi habe ich mir gespart. Ohnehin ist das meistens nur ein grün eingefärbter Meerrettich. Und die Art, wie die Scharfstoffe dieser Pflanzen sich in die Nase ziehen, brauche ich nicht sonderlich.
Hongyou Chilliöl – auf Eis
Das Hongyou, „rotes Öl“, war allerdings interessant.
Es ist, was man im Westen als Chilli Crisp besser kennt, auch wenn hier mehr vom Öl verwendet wird.

Heisses Öl wird in der Herstellung von Hongyou über Chilli geleert und macht dieses knusprig, während es das Öl aromatisiert.
In diesem Hongyou gibt es auch noch Sesam, der zur Nussigkeit, die das knusprig gebratene Chilli an sich schon hat, seinen Teil beiträgt.
In seiner Würzigkeit ist das nicht zu unterschätzen, wenn auch nicht extrem.
Die Kombination mit der Süsse und Kälte der Eiscreme ist etwas seltsam, aber auch ziemlich angenehm – jedenfalls für einen Chilehead wie mich.
Es ist schon verständlich, warum diese Kombination als „schwarze Küche“ nach Art eines Turducken betrachtet wurde, aber sie wesentlich weniger herausfordernd seltsam, als sie gerne beschrieben wird.
Sichuanpfeffer auf Eis
Die Kombination dieser Soft Serve-Eiscreme mit Sichuanpfeffer war ein anderer Fall.
Das holzig-zitronige Aroma von Sichuanpfeffer hat sich schon als interessant herausgestellt.

Die Art, wie er hier aber einfach über die Eiscreme gestreut wird, inklusive ganzer „Körner“, war aber nicht gut.
Das hat bedeutet, dass man das Eis schnell lecken musste, so schnell wie es schmolz. Was bedeutet, dass man jede Menge Sichuanpfefferpulver mit abschleckt und die ganzen Körner beinahe mitschluckt.
Beides aufs Höchste *nicht* ratsam.
Scharfes Cornetto?!
Zwischen diesen und dem nächsten schickte eine Kollegin ein Foto des neuesten Cornetto-Aromas, das sie im kleinen Laden am Fuss unseres Büroturms gefunden hatte.
Die so gut wie rund um die Welt auffindbare Version von Eis im Stanitzel war hier plötzlich auch in einer würzigen (xiang-la) Variante von Maulbeergeschmack aufgetaucht.

Die schwarz gefärbte Waffel und das dunkelviolette Eis mit glänzend roten ‚Kristallen‘ obendrauf war ein Hingucker. Der Geschmack war einigermassen als schwarze Maulbeere erkennbar, und es war durchaus eine gewisse Würzigkeit erkennbar.
Es war aber dennoch nur eine dieser typischen Aktionen, wo schnell einmal von einem ziemlich hochindustriellen Produkt einem Trend gefolgt wird, und dann war es das wieder damit. (Vielleicht war es, in Anbetracht der Verpackung, die auf ein Computerspiel hinwies, auch sowieso nur als eine kurzzeitige Promo gedacht gewesen).
Sichuanpfeffer-Gelato in Chengdu: M-Lab
In Chengdu, beim Spazierengehen im hochpreisigen Taikoo Li Shopping-Gebiet, da verpasste ich beinahe die interessanteste dieser speziellen Begegnungen.
Wieder einmal streifte mein Blick über den kleinen quietschgelben Verkaufsstand am Rand, da bemerkte ich erst, dass dessen Schild von huajiao bingjiling – Sichuanpfeffer-Eiscreme – sprach.

Flugs hin zum Kosten.
Das Eis dort wahr ganz schön teuer, aber stellte sich als eine Qualität heraus, die nicht weit hinter italienischem Gelato liegt.
Hier wurde die Eiscreme aus grünem Sichuanpfeffer gerade einmal mit drei Körnern desselben dezent dekoriert.
Im Eis selbst war der Sichuanpfeffer aber gut integriert – und er bot ein betäubend-vibrierendes Gefühl und einen zitronig-holzigen Geschmack, wie ihn nur guter grüner Sichuanpfeffer bietet und der beeindruckend gut war.
Ich bin immer noch sehr glücklich darüber, dass ich dieses Erlebnis nicht verpasst hatte – und noch glücklicher jetzt, wo aus dieser Inspiration noch etwas mehr wurde…
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