Pimientos de Padrón, Shishitou, und Chilli-Legenden

Tapas Pfefferoni

Pimientos de Padrón kenne ich, seit ich begonnen habe, mich mit dem Chilli zu beschäftigen und mich darum auf die Suche nach dessen ältesten Formen und den ältesten Chilli-Festivals gemacht hatte.

Pimientos de Padrón
Pimientos de Padrón

Diese kleinen Chilli aus Padrón, Spanien, sind schon vor langem so eng mit ihrem „Geburtsort“ verbunden (worden), wie etwa die New Mexican Chilliformen rund um Hatch, New Mexico – und noch enger, nachdem sie sogar in ihrem Namen ihren Ursprung widerspiegeln.

Sie sind noch dazu eine sehr faszinierende Varietät.

Nicht nur, dass sie nach einem bestimmten Ort benannt sind; sie haben auch ihre besondere Verwendung, welche zu ihrem (neueren) Ursprung sehr gut passt. Natürlich kamen auch diese Chillis ursprünglich aus Mittel-/Südamerika; sie haben eine gewisse Ähnlichkeit mit mexikanischen Typen wie Poblano, aber ihre jetzige bestimmte Form und Nutzung ist galizisch. Und Galizien ist nicht gerade die wärmste und sonnigste Provinz Spaniens, so dass es nur logisch ist, dass diese Chillis grün verwendet werden.

Erntet man die noch unreifen grünen Schoten, so kann man einen höheren Gesamtertrag erzielen. Nicht nur, dass weniger reife-rote Schoten produziert würden, es würden auch weniger von ihnen in einem solchen weniger warmen Klima überhaupt zum Reifen kommen. Genau wie beim Serrano (der auch aus Bergregionen kommt und sogar danach benannt ist), passt das perfekt.

Pimientos de Padrón repräsentieren aber auch den Spass am Chilli perfekt; „uns pican, outros non“ – manche beissen, andere nicht. (Auch wenn sich herausgestellt hat, dass das wohl vor allem am Reifestadium liegt. Je grösser und näher an der Reife, desto schärfer werden sie. Aber von einem grossen Feld kommen so wohl eben jüngere und ältere Schoten zusammen, die Unterschiede in der Grösse sind zwischen ihnen nicht derart gross, und dann ist dieses Russische – Spanische? – Roulette eben das Resultat.)

Ganz besonders interessant ist aber auch, dass nicht nur Geschichten rund um Chillli ihre Rolle spielen, sondern auch Marketing, und für Pimientos de Padrón gab es in den letzten Jahren offenbar eine Marktoffensive. Selbst immer mehr Supermärkte in Mitteleuropa bieten sie an; am Anfang aber wusste kaum jemand, was sie denn nun wären und was man damit tun sollte.

Tapas Pfefferoni
Tapas Pfefferoni

Jetzt gerade fiel mit eine Packung sogar in einem Diskonter in die Hände; diese aber ist nun ganz witzig: Sie erwähnt kaum den richtigen Namen, aber spricht gleich von „Tapas-Pfefferoni“ (als Tapas werden die Pimientos de Padrón ja auch verwendet) – und sie kommt gleich mit einem kleinen Fläschchen des Olivenöls, in dem sie gebraten, und einem Päckchen groben Meersalzes, mit dem sie bestreut werden sollen.
Einerseits denke ich mir, dass man von dieser Zubereitung auf anderen Wegen erfahren sollte; andererseits ist es nett zu sehen, wenn selbst billige Diskonter die traditionell-„richtige“ Zubereitung vermitteln wollen.

Im Pflanzenverkauf hatte sich alles ähnlich entwickelt:
Vor zwei oder drei Jahren, als erstmals Pflanzen von Pimientos de Padrón angeboten worden waren, da hatte kaum irgendjemand eine Ahnung, was es mit ihnen auf sich hatte.
Im nächsten Jahr waren es dann schon mehr; mittlerweile sind es auffallend viele – und dieses Jahr waren sie aus dem Pflanzenverkauf, bei dem ich helfe, hinausgefallen…

Shishitou
Shishitou

Umso interessanter ist das Thema Marketing und Sorten im Blick über den ‚grossen Teich‘ und auf die Pflanzen: Vor einiger Zeit waren im Pflanzenverkauf auch Shishitou zu finden (wenn auch in einer fälschlicherweise scharfen oder zumindest als scharf beschriebenen Form), aber sie hatten keine grosse Aufmerksamkeit gefunden.

In den USA aber ist diese japanische Sorte, die ganz genau wie Pimientos de Padrón zubereitet wird (nun gut, vielleicht nicht unbedingt, traditionellerweise, in Olivenöl) noch beliebter und bekannter.

Selbst auf GearPatrol, die sonst eigentlich nur über die neuesten Männer-Spielsachen und bei Konsumgütern maximal über Alkohol für den gepflegten Gaumen schreiben, ist Shishitou erst vor kurzem einen Artikel wert gewesen.

"Italienische Bratpfefferoni"
Und während ich schrieb, tauchten dann diese „“Italienische Bratpfefferoni“ auf…

Shishitou sollen nicht nur zubereitet werden wie Pimientos de Padrón, sie sollen sich auch genau so verhalten; meist mild, nur manchmal scharf. Heisst es jedenfalls; meine waren alle mild und sollen es anderen Stimmen zufolge auch in Japan gewesen sein.

Bleibt abzuwarten, ob der Shishitou-Trend auch noch einmal aus den USA nach Mitteleuropa kommt oder ob hier die klassische europäische Sorte die Oberhand behält. So oder so bin ich darüber glücklich, dass man hier einmal ein (doppeltes) Beispiel dafür hat, Chilli als wesentliche Zutat zu verkochen anstatt immer nur als Pulver oder Sauce zu anderen Speisen hinzuzufügen.

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