Chilli Missverständnis 1: Es geht nur um Schärfe

Es geht bei Chillifreunden so oft um dieses Thema, wird so oft für Werbung eingesetzt, es scheint nur um Schärfe zu gehen. Je schärfer, desto besser. Ständige Wiederholung macht es aber keinen Deut wahrer.

Natürlich geht es manchen Leuten um die Schärfe, und natürlich ist die Schärfe eine wesentliche Eigenschaft der Chillies.

 

Es geht aber nicht nur um die Schärfe.

 

Das wohl eindeutigste Gegenbeispiel, aber auch das entfernteste, sind die Paprika. Schliesslich sind auch diese, jedenfalls botanisch gesehen, Chilli – Pflanzen der Gattung Capsicum, genauer C. annuum L.
Bei ihnen ist bloss durch Züchtung eine möglichst grosse, dickwandige und unscharfe Frucht produziert worden. Aber es gibt auch andere, echtere, Chillies ohne oder mit nur geringerer Schärfe, die sich grosser Beliebtheit erfreuen.

Schliesslich will nicht jeder seinen Gaumen zum Brennen bringen. Es verlangt auch nicht jede Speise nach extremer Schärfe.

Das „Problem“ ist bloss, dass manche der extremeren Liebhaber des Chilli, vor allem wenn sie ihre Männlichkeit beweisen wollen, extremere Ausdauer zeigen und dafür ebensolche Chillies haben wollen. Vom Marketing-Standpunkt her gesehen ist das ideal. Nichts leichter als dadurch Aufmerksamkeit zu erlangen, besonders in dieser ohnehin stark auf Aufmerksamkeit basierenden Wirtschaft dieser Tage, als die extremsten Dinge und Aktionen und die übertriebensten Behauptungen.

Man denkt Chilli, man denkt scharf – und man will vielleicht wieder einmal wissen, welches Chilli denn nun gerade den Weltrekord an Schärfe hält. Vorzugsweise den Weltrekord laut dem Guiness Buch der Rekorde.

Es ist ja so viel einfacher, als darüber nachzudenken, geschweige denn Werbung dafür zu machen, welches wohl die passende Schärfe und der passende Geschmack für ein bestimmtes Gericht sein wird.

Sieht man sich allerdings näher an, wie die Chillies überall dort genutzt werden, wo sie schon eine längere Geschichte haben, so geht es eigentlich genau darum. Scharf und schärfer zu essen und damit zu zeigen, was man so alles drauf hat, das ist durchaus ein beliebtes Spiel, aber nur eine Nebeneinlage.

Aus gutem Grund, denn es gibt verschiedene Geschmäcker und Aromen ebenso wie verschiedene Schärfen, und die verschiedenen Varianten an Chilli sind, ganz anders als es das Missverständnis, dass es nur um Schärfe geht, einen glauben lassen könnte, auch nicht alle dieselben… und mit diesem Thema werden wir uns auch gleich im nächsten Teil dieser Serie beschäftigen.

7 Antworten

  1. […] denkt an Chilli, man denkt an Schärfe. Oder vielleicht, wenn man um die botanische Verwandtschaft weiss, auch mal an grünen Paprika. Oft […]

  2. […] besten Verwendungen, aber ihre steigende Beliebtheit hat alles dazu gebracht, sich im wesentlichen nur noch um das Thema Schärfe zu drehen. Scharfe Saucen sind ein Wachstumsmarkt, aber das Chilli wird damit nur zu einem weiteren […]

  3. […] bestenfalls “Chilli” verwendet, oftmals aber Chilli verweigert, weil es dabei, dem üblichen Missverständnis aufsitzend, doch nur um Schärfe geht und sogar Milka das schon mal verwendet hat, produzieren so manche US-amerikanische […]

  4. […] haben noch dazu den grossen Vorteil, dass man trotz der Schärfe – auch, wenn man dem Missverständnis, dass es beim Chilli nur um Schärfe gehen würde, zum Opfer gefallen ist – auch eindeutige, intensive Aromen zu riechen und schmecken […]

  5. […] kam das Thema “Nichts ist scharf genug!”, dieses fürchterliche Missverständnis des Chilli, vor. Aber immerhin kam das nur von der Kundschaft, nicht vom Koch, nicht von den […]

  6. […] besten Verwendungen, aber ihre steigende Beliebtheit hat alles dazu gebracht, sich im wesentlichen nur noch um das Thema Schärfe zu drehen. Scharfe Saucen sind ein Wachstumsmarkt, aber das Chilli wird damit nur zu einem weiteren […]

  7. […] am Chilli ist aber, dass es eben *nicht* nur um die Schärfe geht (wie ich schon einmal in einem eigenen Artikel zu Chilli-Missverständnissen aufgezeigt […]

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert