Wie man Chilli missversteht: Der Fall von Jamie Olivers Jerk Rice

Über cultural appropriation, die Aneignung „anderer“ Kultur für irgendeinen eigenen Profit, kann man viel diskutieren – wie es wieder einmal geschehen ist, als Jamie Oliver einen „Jerk Rice“ als neues Fertigprodukt herausgebracht hat.

R.E.S.P.E.C.T.

Gerade in England, wo Jamaica als exotischer Teil des Empire gerne als nahe gesehen wird, wo Jamaikaner als Airmen im 2. Weltkrieg mitkämpften, Jamaica und Jamaikaner aber nicht gerade als Englisch akzeptiert werden, da wäre mehr Respekt vor dieser Kultur und Küche zu erhoffen gewesen.

Diese Diskussion wird aber ohnehin schon intensiv geführt. Wie immer behaupten manche – inklusive Jamie Oliver selbst – es wäre doch nur um Inspiration aus einer anderen Kultur und Küche gegangen, während andere schlimmste Respektlosigkeit und Profitgier, verpackt in Exotismus, sehen.

Ein Aspekt, der nur am Rande vieler der Diskussionen mitschwingt, aber aus ChiliCult-Sicht deutlich wird: Wieder einmal wurde hier das Chilli aufs blödeste missverstanden.

So ein (Nicht-)Jerk

Einer der problematischen Aspekte der ganzen Sache nämlich:

Jamie Oliver hat hier einen (mikrowellengerechten, offenbar) Reis „kreiert“, der dank Knoblauch, Ingwer und Jalapeño eine gewisse „Attitude“ haben soll… was doppelt lächerlich ist. Nicht nur, weil Jalapeños (so gut sie als ein Anfängerchilli geeignet sind) für sich wenig speziell sind. Sondern umso mehr, wenn man weiss, dass ein jamaikanisches Jerk mit Piment und Scotch Bonnet-Chillis gemacht wird!

Scotch Bonnet!

Scotch Bonnet als Habaneroverwandte, die bringen einen speziellen Geschmack und etwas mehr Kick als Jalapeños an ein Essen – und schon das alleine sollte Jamie Olivers Idee disqualifizieren, bevor man noch an Aspekte kommt wie eben jenen viel-erwähnten, dass Jerk ausserdem etwas bezeichnet, was vom Grill kommt.

Besser

Mit „Inspirationen“ wird oft schon schlimm genug umgegangen, aber inspirieren lassen sollte man sich können, von überall her und in allen möglichen Kombinationen.

Aber zu behaupten (wie Jamie Oliver es zu seiner Verteidigung offenbar tut), etwas wäre eine Inspiration und es dann in all seinen wesentlichen Eigenschaften misszuverstehen, das zeugt von einem Mangel an Respekt gegenüber dem Geschmack wie der Kultur. Das geht sicherlich auch besser – mit mehr Respekt und mit schöneren Aromen.

 

[„Jerk chicken“-Bild oben von stu_spivack auf flickr]

Eine Antwort

  1. Avatar von Jesse-Gabriel
    Jesse-Gabriel

    Da sagst du was, bin ganz deiner Meinung!
    Jesse-Gabriel

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