Tibetische Küche und das Chilli im Himalaya

Mein Weg entlang der Tee-Pferde-Strasse endete – einmal abgesehen von dem Trip weiter, auf der Spur des goldenen Chilli – in Xianggelila, „Shangri-la“ – und mit ein wenig tibetischem Essen.

Auch hier wieder, wo Yunnan tibetisch ist, gab es das übliche Spiel: Chilli war auf dem lokalen Markt gar nicht so wenig vertreten.

Fragte man aber jemanden nach dem Chilli in der Küche, nach Essen mit Chilli, dann gab das eher Missverständnisse. „Nein, nein, scharf ist das Essen hier nicht!“

Scharf ist das Essen auch wirklich nicht, aber in nicht untypischer chinesischer Manier findet sich darin bzw. dabei oft Chilli.

Das erste Lokal, das mein Begleiter-Kollege und ich aufsuchten, war ziemlich vielbesucht, aber die Besitzerin schien, um die Chancen, die der Tourismus eröffnete, nutzen zu können, erst hierher gezogen zu sein.

Die Speisekarte war beschränkt auf verschiedene Variationen weniger Themen, paniertes und gebratenes, mit gedämpftem Ei zusammen gekochtes…

Damit aber wurden die Unterschiede zu Essen anderswo nur um so deutlicher: unter dem Fleisch hier natürlich auch Yakfleisch, im Angebot zum Ei verschiedene Pilze.

Und unter all dem Zeug, das da herumlag, ebenso wie als Würze am Tisch: Natürlich Chilli.

Erstes Gericht: paniertes und gebratenes, fettiges, gereiftes Schweinefleisch.

Zwei, „Grasblume“ gebraten mit etwas Fleisch, Grün von einer Art Lauch und getrocknetem Chilli.

Und eben etwas von gedämpftem Ei, mit Matsutake-Pilz.

Das nächste Restaurant, Darlo genannt, immer noch in der touristischen, restaurierten Altstadt, war schon eher authentisch tibetisch. Hoch eine Treppe im ersten Stock gelegen war es auch nicht einfach ein Lokal, über das man beim Spazierengehen stolpert. Umso besser.

Hier wurde die Sache mit dem absolut nicht scharfen Essen ohne Chilli ziemlich amüsant. Nicht zuletzt, gleich mit dem ersten Gericht, das wir bestellten und das auch auf der Speisekarte vorne steht:

„Getrocknetes“ („trocken-gereiftes“ würde es vielleicht besser treffen) Yakfleisch, gebraten… mit nicht gerade wenig Chilli.

Interessanterweise ist dieses Chili gut als Qiubei-Chilli erkennbar, das im Osten von Yunnan (eben der Gegend um Qiubei), in einer Landschaft, die jener von Guizhou sehr ähnlich ist, angebaut wird (und wesentlich tiefer liegt).

Das Chilli ist schon von sich aus nicht besonders scharf, und diese Art der Zubereitung gibt dem Fleisch ein schönes Chilliaroma und gerade mal einen Anflug von Schärfe.

Ja, das ist kein scharfes Essen. Das Chilli wird auch nicht gegessen. Aber es ist nicht gerade ein Gericht, bei dem das Chilli eine unwichtige Rolle hat!

Diese gebratenen Pilze, die waren wirklich nicht würzig – und sollten auch für den Kontrast dienen. Den braucht man auch – und in Yunnan, dem Königreich der Pilze, da braucht es ebensolche einfach.

Tibetische (hier ist die Speisekarte genau und sagt „Amdo“) Momo… und da wäre schon wieder die Sache mit dem Chilli.

Klar, man könnte diese ‚Maultaschen‘ auch einfach so essen. Richtigerweise aber werden sie mit Chilliöl gegessen, wie es eben auch hier dazu kam.

Selbst die tibetische Haupt-Kalorienquelle, Tsampa, das Gerstenmehl das mit Yakbutter zu Kugeln geformt wird, isst man übrigens typischerweise mit einer Chillisauce dazu.

„Tibetische Pizza“ nennt das die Speisekarte; das Chinesisch sagt nicht viel mehr, als dass es eine Art Fladen wäre und das Tibetisch kann ich nicht lesen… aber natürlich war ich auch schon mehr daran interessiert, dass die Füllung aus Fleisch und Capsicum bestand (also, so etwas wie Paprika, wie Chilli, unscharf).

In Yunnan, und insbesondere den Bergregionen, findet sich so einiges an Milchprodukten – und selbst mein chinesischer Kollege wollte eine Menge davon ausprobieren. Dieses Joghurt gehörte zu den cremigsten, reichhaltigsten, die ich jemals irgendwo gegessen habe! (Und das seltsame Schwarz darin? Rosinen! Und zwar ausgezeichnete!)

Weiter nördlich in der Stadt, wo sie mehr wie jede andere chinesische Stadt aussieht (abgesehen von gewissen tibetischen Einflüssen) besuchten wir ein weiteres tibetisches Restaurant. (Und ja, man musste sie durchaus nach solcher Klassifizierung aussuchen. Es hätte hier zum Beispiel auch Lokale für Chongqing Hotpot gegeben!)

Das sollte interessante Erfahrungen bieten…

Der Anfang, gleich hier: Curry-Kartoffeln. Knusprig gebraten mit… nun ja, 08/15-Currypulver wie man es aus so ziemlich jedem Supermarkt rund um die Welt bekommen könnte.

Diesen Geschmack allerdings in China zu finden, das war ungewöhnlicher als gutes chinesisches Essen in Wien zu finden. Das alleine könnte eine interessante Geschichte über die Reisen von Geschmäckern und Produkten ergeben. Die Geschichte allerdings werde ich nicht zu erzählen versuchen.

Solch gereiftes Fleisch, serviert als kalter Aufschnitt, ist vielerorts zu finden. Hier haben wir es endlich ausprobiert – und, Überraschung!, es gab dazu eine Chilisauce.

Wobei das eine dieser amüsanten Erfahrungen war. Ich versuchte, dem Restaurantinhaber ein wenig mehr Info dazu herauszulocken. „Also, da ist Chilli drin, etwas Schnittlauch… ja?“

Er hat das kaum mit einem Knurrlaut bestätigt, schien nicht gerade in Laune, viel zu erzählen. Dann plötzlich kam, wie aus heiterem Himmel und noch dazu auf Englisch, doch noch etwas: „Barbecue sauce!“

Nebem dem kalten Aufschnitt an Rindfleisch, etwas Liangpi. Diese „kalten Nudeln“ kommen so gut wie immer in einer Sauce mit etwas Chilli, Knoblauch, meistens Cilantro – und hier, ziemlich überraschend, waren sie warm.

Wir hätten gerne auch etwas Gemüse bestellt, aber die Frage nach dem Wasserspinat, den andere Leute hier empfohlen hatten, erhielt von der Kellnerin eine Abfuhr. „Nein, der ist jetzt nicht gut, jetzt ist nicht die Saison dafür!“

Das nenne ich richtiges saisonales Essen, wie es sein sollte; der Kunde bekommt nicht, was auch immer er möchte, wenn nicht die richtige Zeit dafür ist!

Stattdessen bestellten wir dieses Maisbrot – und ich hätte mich am liebsten direkt hinein gelegt und es in mich gestopft. Wie üblich bei solchem „Arme Leute-Essen“ war das alleine allerdings schon mehr als nur nahrhaft.

Hier haben wir dann auch endlich tibetischen Buttertee ausprobiert. Tibet und kein Buttertee, das geht schliesslich gar nicht.

Deftige oder süsse Versionen wurden hier angeboten; wir entschieden uns für die süsse. Ich hätte nie erwartet, dass ich Buttertee nicht hassen würde (ich habe so meine Probleme mit Butter und Käse, in den allermeisten Formen mag ich die einfach gar nicht).

Dieser Buttertee aber war absolut nicht schlecht. Wie eine reinere, reichere Version von Milchtee!

Einblicke in den lokalen (Bauern-)Markt von Shangri-la gibt es hier.

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