ShanHuJiao – Ein Neuer ‚Pfeffer‘ aus China

ShanHuJiao

Ich wünschte, ich könnte sagen, dass ich unterwegs in wilden Bergen im innersten China war, aber wirklich war es einfach eine linguistische Beobachtung, der ich online nachspürte, die mich zu einem „Pfeffer“ geführt hat, von dem ich zuvor noch nie gehört hatte:

Es war mir aufgefallen, dass der Sichuanpfeffer in Japan als 山椒 / sanshou (Bergpfeffer), in China aber als 花椒 / huajiao (Blumenpfeffer) bezeichnet wird, also wollte ich herausfinden, was denn im chinesischen Internet zum Thema 山椒 zu finden sein sollte.

Die Resultate machten den Vorschlag, dass ich vielleicht 山胡椒 / shanhujiao meinen könnte, der aktuellen Wörtern zufolge wohl als Berg- schwarzer Pfeffer zu übersetzen wäre. Nennen wir ihn halt chinesischen Bergpfeffer. So oder so war das offensichtlich etwas anderes, als alles was ich bisher kannte…

ShanHuJiao
ShanHuJiao

Wie sich herausgestellt hat, handelt es sich hierbei um eine Art von Lindera, welche nur vom nordamerikanischen „spicebush“ bekannt ist. Zu der Gatttung gehören rund 100 Arten in Nordamerika und Asien, davon 38 in China.

Diese spezielle Art, die als Gewürz (und für Holzschnitzereien, Öl und Medizin) verwendet wird, ist offenbar Lindera glauca. Wie so oft bei solchen Gewürzen gibt es aber einige Verwirrung.

Wie es aussieht ist es Lindera glauca, die einfach als ShanHuJiao angesprochen wird, während die anderen Arten als andere oder bestimmte Formen von ShanHuJiao bezeichnet werden.

Es hilft allerdings nicht gerade mit der Verwirrung, dass für diese Art und dieses Gewürz auch andere Namen existieren, die mit den Namen für eine andere Art, deren Früchte auch als Gewürz verwendet werden, weithin überlappen. Diese andere Pflanze ist jedoch Litsea cubeba (sie gehört also zu einer anderen Gattung, allerdings wie Lindera auch zur Familie der Lorbeergewächse).

Selbt die Flora of China muss eingestehen, dass die chinesischen Arten der Lauraceae (Lorbeergewächse) immer noch wenig bekannt und schwer zu identifizieren sind, da man für eine grosse Zahl derselben keine Blüten bzw. Früchte kennt.

http://youtu.be/s7K2-UtGQUA

Vielleicht die interessanteste Sache ist aber ohnehin nicht das botanische Problem. Vielmehr ist es, dass man hier ein Gewürz hat, dass ausserhalb Chinas praktisch völlig unbekannt ist, in China aber ein weiteres scharfes Gewürz (neben Sichuanpfeffer) darstellt, dass genau in jenen Gegenden zu finden ist, wo das Chilli nach seiner Einführung in China ausserordentliche Bedeutung gewann.

Dies ist eine (jedenfalls für mich als jemand, der über das Chilli in China forscht und schreibt) aussergewöhnlich interessante Beobachtung, da es wahrscheinlich diese bereits bestehende Kenntnis scharfer Gewürze war, durch die das Chilli so bereitwillig in die Küche aufgenommen wurde.

In

2 Antworten

  1. War es möglich die Samen keimen zu lassen? Klingt nach einem sehr interessanten Gewürz.

    1. Einer von gut 100 Samen hatte mir gekeimt, der Sämling aber auch nicht lange mitgespielt, leider. Ich müsste mal dafür und für Sichuanpfeffer quer durch Ostasien, aber ob mir das wohl jemand als ein Crowdfunding-Projekt unterstützt? 😉

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