Natürlich hat jeder seine eigenen Vorlieben und Beweggründe, der einen oder anderen Version von Chilli (bzw. Paprika) den Vorzug zu geben. Ein paar Unsicherheiten, die Ratschläge sinnvoll machen, sehe ich doch ständig wieder. Wer also ganz genau weiss, was er will, der braucht nicht unbedingt weiter zu lesen, aber wer sich noch unschlüssig ist, dem sei hier geholfen.

Das wichtigste beim Chilli ist natürlich das einfachste: Die Frage „Will ich Chilli, Pfefferoni oder Paprika?“
Wir (dies jetzt ich inklusive Arche Noah) unterscheiden typischerweise zwischen diesen drei Typen, vor allem aufgrund der Schärfe, zum Teil aber auch anhand der Form. (Ich persönlich neige dazu, einfach alles unter „Chilli“ laufen zu lassen, so wie es etwa Mexikaner oft mit „chile“ machen würden. Paprika ist ja auch nichts anderes als eine relativ neue Mutation von Chilli 😉 )
Chilli sind die typischerweise kleinen oder zumindest schlanken Schoten mit hoher Schärfe; Pfefferoni längere (und breitere) Schoten mit geringerer Schärfe; Paprika natürlich die unscharfen, grossfrüchtigen Typen.
Wer einen Paprika will, wird wohl kein Chilli erwischen, gut. Nur zu oft aber werden zwei Dinge hier dennoch missverstanden…
Die Sache mit der Schärfe
Erstens oft missverstanden wird das Thema passender Schärfe beim Chilli.

Wer nichts als angeben und sich mit angeblichen Weltrekordhaltern im Garten brüsten will, der kann natürlich einfach „das schärfste“ verlangen.
Wer aber z.B. asiatisch kochen will, der braucht kein Capsicum chinense (Habanero u.dgl.), auch wenn diese schärfer sein sollten (was sie längst nicht immer sind – mit den ají dulce und NuMex Suave gibt es auch Habaneros ohne Schärfe), sondern ein C. annuum oder C. frutescens, zB das „Chilli aus Vietnam“ oder die diversen Chillis aus China, deren Anbau ich hier (logischerweise in Anbetracht des eigenen Kochschwerpunkts) zum Fokus gemacht habe.
Wer eine gewisse aber nicht zu hohe Schärfe haben will, der ist mit milden Pfefferoni gut aufgehoben.
Dies ist aber die schwierigste aller Kategorien, denn sowohl die Schärfe wenig- bis mittelscharfer Chillis, als auch die jeweilige Schärfeempfindung einer Person, kann und wird oft schwanken.
Die „genauen“ Schärfeangaben anhand von Schärfegraden oder Scoville-Einheiten sind darum, gerade bei diesen Varianten von Chilli, so wie die Früchte selbst, mit Vorsicht zu geniessen. Sie wiegen einen nur zu gerne in Sicherheit, auch wenn die Früchte dann doch schärfer ausfallen – und manchmal auch weniger oder gar nicht scharf.
Wir arbeiten an besseren Sorten bzw. besserem Wissen um die Sorten gerade in diesem Bereich, aber das wird dauern… Diese Saison kommt einmal ein Testanbau und eine Kostprobe dran.
Experiment oder Ertrag?
Zweitens ist nicht nur die Schärfe ein Thema, man muss sich auch über den radikal verschiedenen Ertrag von Chilli bzw. Paprika im Klaren sein.
Wenn ein Chilli angenommen 300 Gramm Früchte produziert, so ist das eine ganze Menge kleiner Schoten, von denen man eine ganze Weile lang zehren kann. Für die meisten, die nicht ständig scharf essen, reicht eine einzelne Chillipflanze für getrocknete Früchte für ein ganzes Jahr.
Produziert eine Paprikapflanze hingegen dieselben 300 Gramm Früchte, so sind das 1-3 Stück. Mehr als das ist durchaus üblich, aber es braucht schon sehr gute Bedingungen – vorzugsweise einen Folientunnel oder ein Glashaus, auch das aber bitte mit den genau richtigen Bedingungen, oder zumindest einen schwarzen Topf für warme Wurzeln und einen Platz an der Sonne – um bei Paprika einen hohen Ertrag zu erzielen.
Dementsprechend ratsam ist es (eigentlich – denn wer will das schon so machen), gleich mehrere Paprikapflanzen einer Sorte zu pflanzen, wenn man davon essen und nicht nur naschen und experimentieren will.
Überhaupt sollte man sich wohl entscheiden, was man eigentlich will, wenn es um den Sinn des Anbaus geht: Will ich nur mit den Pflanzen spielen und einmal sehen, wie eigentlich Paprika und Chilli so wachsen, dann ist es ratsam, einfach alles zu nehmen, was irgendwie ins Auge fällt.
Je grösser die Vielfalt, desto besser, denn umso mehr kann man so kennenlernen.
Will man allerdings einen Ertrag haben, mit dem man mehr als nur einmal zu einem Essen beitragen kann – oder nicht nur versucht, die schärfeliebenden Freunde endlich dazu zu bringen, sich k.o. zu erklären – dann kauft man wahrscheinlich besser mehrere Pflanzen einer Sorte.
Hier übrigens meine Tips zum (aktuellen) Jungpflanzen-Sortiment der Arche Noah; eine Einkaufsmöglichkeit mit meiner Beratung gibt es in Schiltern am 1. Mai beim schon traditionellen Markt und am 2.-3. Mai bei den „Pflanz die Vielfalt“-Tagen.
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