Bei meinem Interesse am „scharfen“ China, der Suche nach Einblick in die Bedeutung des Chilli in diesem faszinierenden Land, da verlief selbst der Besuch eines Touristenorts etwas anders.
In Lijiang hatte ich schon „Guerrilla Gardening“ von Chilli und Gemüsen am Rand von Altstadtwegen bemerkt. In der Altstadt von Shuhe, da waren ganze Gemüsegärten zu finden.
Es war ziemlich amüsant. Zuerst hatte ich überlegt, ob ich überhaupt diese Altstadt besuchen wollte. Dafür Eintritt bezahlen zu müssen, machte sie mir nicht unbedingt attraktiv.
Doch ein Ticket gekauft, fand ich den Ort bezaubernd. Und auf dem Weg in Richtung einiger Tempel dort (eine meiner anderen Faszinationen), bemerkte ich einen kleinen Pfad querfeldein, zwischen einer Baumreihe durch.
Das sah interessant aus; meine Neugier war geweckt. Vorbei an den Bäumen stellte sich heraus, dass der Trampfelpfad geradewegs auf Gemüsefelder von Bewohnern des Orts führte!
Da stand ich nun, mit neugierigem Blick auf all das Grün. Eine Frau war an einem ihrer Beete damit beschäftigt, etwas an Karotten zu pflanzen, also sagte ich Hallo. Mit meinem Deuten auf die Pflanzen, die ich erkannte und Fragen nach anderem waren wir schnell ein wenig im Gespräch.
Genug Vielfalt wurde hier kultiviert.

Mais, Yams, Taro, die übliche Vielfalt an Kohlgewächsen (Kraut, Baicai/Pakchoi, hier auch Brokkoli), Melanzani (Aubergine), die verschiedenen Allium, die man in China so findet (Schnittlauch, Schnittknoblauch, Knoblauch,…).
Und mitten unter vielen dieser Gemüse, auf vielen Flächen: Chili.

Und nicht einfach irgendein Chilli, sondern mancherlei Chilli.
Auf einigen Flächen war es nur ein Typ davon, längere Cayenne-artige wie sie in vielen Speisen gerne grün oder rot verwendet bzw. rot auch getrocknet werden.

Auf anderen Flächen aber auch mit einiger Vielfalt, wie sie für Landsorten oder jedenfalls nicht von kommerziellem Saatgut kultivierte Pflanzen typisch ist.
Ein Chillibeet, nahe dem Weg zu den Tempeln hinter einem Holzzaun, gleich ausserhalb dieser Gemüsegärten, hielt meine Aufmerksamkeit für einige Zeit.
Dort gab es einige der runden, gemüsepaprikaartigen aber nicht unscharfen, cai jiao (ähnlich Paradeispaprika). Wieder Cayenne-artige Chilli. Kleinere Chilli, die mehr oder minder wie Chaotianjiao (das „zum Himmel gewandte Chilli“) wuchsen.
All das, wie gesagt, gleich an dem Weg draussen, nur von einem kleinen Holzzaun getrennt… und mit all den chinesischen Touristen, die dort auf dem Weg zu den Tempeln des Orts vorbeiflanierten, wohin ich eigentlich auch unterwegs gewesen war. So manche dieser Besucher wurden nun auch abgelenkt, zumindest ein paar Schritte und einen überraschten Kommentar lang, manchmal auch für eine kurze Plauderei mit mir, als ausländisches Gesicht, das da plötzlich im Grünzeug stand.
Schon ein ungewöhnliches Gefühl, wenn man plötzlich selbst zur Attraktion wird.

Das passiert in China allerdings gar nicht so selten – und wenn es im Zusammenhang mit dem Anbau von Pflanzen und dem Essen geschieht, dann ist meine Faszination praktisch immer geschätzt worden. Gemüseanbau und Essen, frisch aus dem Boden (wobei, so ganz frisch – ungewaschen – würden Chinesen es wohl nicht wollen) verbindet es uns Menschen einfach gut!
Schreibe einen Kommentar