Die Welt des Chilli-Verkaufs ist eine recht seltsame, und der (für mich jedenfalls) seltsamste Fall dieses Jahr war der Pimiento de Padrón.
Es gibt genug Obst und Gemüse, das in Spanien produziert wurde, hier in Österreich im Angebot. Alles aber aus dem „Meer des Plastik“ im Süden des Landes. Kaum nachhaltig, und es hat reichlich wenig mit der Vielfalt an traditionellen Varietäten in Spanien zu tun – und dabei hätte Spanien, selbst wenn es nur um offiziell anerkannte Sorten an Capsicum ginge, eine schöne Bandbreite für verschiedene Nutzungen zu bieten: Piquillo, Luesia Morrón, Largo de Reus, Cornucabra… und natürlich eben jene Pimientos de Padrón.

Dieses Jahr fand ich ebensolche, grün wie sie eben verwendet werden. Zuerst einmal in Wiens Tempel des guten und teuren Geschmacks, dem Meinl am Graben. Dann aber sogar in einem der grossen und regulären Merkur-Supermärkte. Als fände man Bhut Jolokia plötzlich bei Wal-Mart. (Der Meinl am Graben hat übrigens auch Bhut Jolokia im Angebot.)

Unterhaltsam und aufschlussreich wurde das Ganze aber dadurch, dass Padrón-Pflanzen dieses Jahr beim Jungpflanzenverkauf von Arche Noah zu bekommen waren. Wie üblich zog deren Markt am 1. Mai auch dieses Jahr wieder zahlreiche Besucher an, und wie üblich war er ein guter Ort, um die Bandbreite an Leuten, die sich heutzutage von traditionellen Sorten angesprochen fühlen – darunter auch immer eine gute, breite Auswahl an Personen mit Interesse an Paprika und Chilli. (Völlig Uninteressierte findet man hier ebenso wie absolute Chileheads meist weniger, andererseits aber alles von jungen hippen Familien bis hin zu Grossmüttern auf der Suche nach Geschmäckern aus ihrer Kindheit.)
Unter den Hunderten, wenn nicht Tausenden, Leuten die am Chilli und Paprika vorbeigingen, da fanden sich auch ein paar, die Pimientos de Padrón kauften. Es waren aber genau drei Personen unter all den vielen, mit denen ich sprach, die auch nur irgendetwas davon wussten, warum Pimientos de Padrón etwas ganz Besonderes sind – alles Leute, die in Spanien gelebt hatten und sie als die Tapas, als die sie gegessen werden, kennengelernt hatten.
Bedenkt man, wie wenige Leute also um die Qualitäten und die Zubereitung dieser wunderbaren Chillies wussten, so werden sie sich im Supermarkt wohl kaum gut verkaufen. Bedenkt man noch dazu, dass zu den besonderen Qualitäten der Pimientos de Padrón ja gehört, dass man mit ihnen Russisches Roulette spielen muss, was die Schärfe angeht – wie es in Galizien über sie heisst, „uns pican, outros non“ … die einen beissen, die anderen nicht – so werden sie dem durchschnittlichen Supermarkt-Einkäufer wohl noch viel weniger zusagen.
Zu schade.
Der Durchschnittsösterreicher könnte etwas mehr Würze in seinem Essen gut gebrauchen, und die traditionell angebratenen und mit grobem Seesalz bestreuten Padrón-Pfeffer wären schon das Richtige, um die Sinne anzusprechen, einen authentischen Geschmack von anderswo kennenzulernen und auch mal wieder mehr Gemüse zu essen.
Schreibe einen Kommentar