Dai-Küche und Shuanshuanla: Habanero in China

Südwestchinas subtropische Provinz Yunnan, an der Grenze mit Südostasien, enthält nicht nur grosse biologische und kulturelle (ethnische) Vielfalt (für die sie weithin bekannt ist).

Für den Chilli-Fan besonders interessant ist, dass hier offenbar doch einmal ein Capsicum chinense mit einer traditionell(er)en Heimat in China zu finden ist…

…und dieses C. chinense ist kein geringerer als der Ghost Pepper (Bhut Jolokia, Naga Jolokia), der erst vor wenigen Jahren für einigen Aufruhr gesorgt hatte, als er die Rekorde für das schärfste Chilli der Welt brach.

(Natürlich kamen gleich darauf die Entdeckungen der Trinidad Moruga Scorpion-Varianten und die Entwicklung der diversen Superhot-Varietäten auf der Basis all dieser ‚Sorten‚.)

Die weltweite Aufmerksamkeit für diese Chillies war wohl ganz massgeblich daran beteiligt, dass man diesem chinesischen superscharfen Chilli, dem Shuanshuanla aus Yunnan, plötzlich Aufmerksamkeit entgegen brachte.

Shuanshuanla, der chinesische Ghost Pepper
Shuanshuanla, der chinesische Ghost Pepper

Sinn aber macht es auf jeden Fall, dass es dort zu finden war, schliesslich haben ethnische Gruppen in der Region schon lange miteinander interagiert, lange bevor moderne Grenzen etabliert wurden (und Interaktionen haben sicherlich über diese ganze Region stattgefunden… wie man sich auch darum leicht vorstellen kann, weil diese Gegend zum Goldenen Dreieck gehört, das für Drogenproduktion und -handel berühmt-berüchtigt ist)…

Jetzt natürlich wird dieses Chilli intensiver, mit Hinweis auf den Weltrekord und all die Geschichten darum herum, beworben. Es scheint aber auch schon traditionell Verwendung gefunden zu haben:

„Der Shuanshuanla,“ so eine Zeitungsmeldung, „ist eine wichtige Zutat mit einer interessanten Geschichte hinter ihrem Namen. Shuan bedeutet im Chinesischen ‚abspülen‘, erklärt Ma Shoubing. Eine Familie würde die Suppenbrühe mit dem Pfeffer anrühren, und das würde die Suppe sehr scharf/würzig machen. Sie konnten ihn dann einer anderen Familie geben, und die würden dasselbe machen. Eine Pfefferschote konnte scharfe Suppe für ein ganzes Dorf machen.“ (Zitiert aus Escape to the Tropics: Dai Restaurant in Beijing, CRI, 2011-01-28 [meine Übersetzung])

Klingt ja ganz so, wie die Geschichte hinter dem Namen des 7 Pot Pepper von Jamaika…

Natürlich habe ich mir eine Probe dieses Shuanshuanla auch selbst besorgt, und er ist tatsächlich ordentlich scharf und Habanero-aromatisch. Das wäre einmal ein Capsicum chinense gewesen, das auch ich angebaut hätte, aber allem Anschein nach sind die Früchte zu heiss getrocknet worden, als dass die Samen noch keimfähig gewesen wären.

Auch gut, schliesslich habe ich kein Dorf, dessen versammelte Suppentöpfe ich verschärfen muss – und, so gut Dai-Küche auch ist, so wenig kann ich Habanero-Aromen nach wie vor abgewinnen…

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